Kurt Kläber

Der “Berufsrevolutionär”:

Aktivist – Schriftsteller – Herausgeber – Erzieher

„Ich schrieb das Buch zunächst nicht für die Öffentlichkeit. Wir hatten vor dem Krieg in unserm kleinen Dorf ungefähr ein Dutzend der ersten vertriebenen Kinder, kleine Emigranten aus halb Europa und sie hatten sich in kurzer Zeit durch unsere Kinder- und Jugendliteratur gelesen und verlangten mehr. Meine Frau war zum Märchenerzählen in Schweden. Es blieb mir also nichts weiter übrig, ich mußte den kleinen Emigranten selber etwas schreiben. Da fiel mir die Geschichte der roten Zora, oder besser die von Branco Babitsch ein, die ich beide 1936 bei einer Reise durch Jugoslawien kennengelernt hatte. […] Der Grundgedanke der roten Zora war, daß jeder junge Mensch auch aus der ausweglosesten Situation wieder ins geordnete Leben hineinwachsen kann, allerdings mit dem leisen Unterton, daß es fast immer nur die Armen sind, die den Aermsten helfen.“

- Kurt Kläber 1952

„Ich schrieb das Buch zunächst nicht für die Öffentlichkeit. Wir hatten vor dem Krieg in unserm kleinen Dorf ungefähr ein Dutzend der ersten vertriebenen Kinder, kleine Emigranten aus halb Europa und sie hatten sich in kurzer Zeit durch unsere Kinder- und Jugendliteratur gelesen und verlangten mehr. Meine Frau war zum Märchenerzählen in Schweden. Es blieb mir also nichts weiter übrig, ich mußte den kleinen Emigranten selber etwas schreiben. Da fiel mir die Geschichte der roten Zora, oder besser die von Branco Babitsch ein, die ich beide 1936 bei einer Reise durch Jugoslawien kennengelernt hatte. […] Der Grundgedanke der roten Zora war, daß jeder junge Mensch auch aus der ausweglosesten Situation wieder ins geordnete Leben hineinwachsen kann, allerdings mit dem leisen Unterton, daß es fast immer nur die Armen sind, die den Aermsten helfen.“

- Kurt Kläber 1952

Lebenslauf

4. November 1897

 

 

 

Hermann Kurt wird als fünftes Kind von Hermann und Anna Kläber in Jena / Thüringen geboren. Drei der Kinder versterben im Kindesalter, er wächst mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Otto auf.

1912

Vorzeitige Beendigung des Gymnasiums, im Anschluss Schlosserlehre bei Zeiss / Jena.

1913

Erste Wanderungen und Kontakt zur „Wandervogelbewegung“.

1916

Gesellenprüfung und Festanstellung bei Zeiss.

1916 – 1918

Einzug als Soldat im Ersten Weltkrieg. Kehrt als Kriegsgeschädigter zurück. Eintritt in die „Germania“, die Wehrloge des abstinenzlerischen Guttemplerordens.

1918 – 1920

 

Erneute Festanstellung bei den Zeisswerken in Jena.

Schreibt Artikel für Zeitschriften, u.a. für Die Tat / Eugen Diederichs Verlag Jena.

1919

 

 

Der erste Gedichtband Neue Saat erscheint über die Weimarische Volkszeitung. Im Sommer zieht er als wandernder Buchhändler und Erzähler durch Thüringen, unterstützt vom dortigen Kulturamt.

Kläber lernt die Erzählerin Lisa Tetzner kennen. Mitglied des Spartakusbundes.

1920

Die Beziehung zu Lisa Tetzner festigt sich, als sie im Jenaer Krankenhaus liegt. Kläber organisiert den Transport in das Zittauer Krankenhaus.
Die Arbeiterrevolten beginnen, die Märzkämpfe im Halle-Saale Kreis (Kapp-Putsch) rühren auf.

1921

Arbeit als Bergmann auf der Zeche Centrum (Bochum-Wattenscheid) im Ruhrgebiet. Er ist aktiv in der Arbeiterbewegung und -literatur und wird Mitbegründer der ersten freien Volkshochschulen. Weitere Gedichtbände sowie feuilletonistische Zeitschriftenbeiträge werden publiziert. Im September findet die

Verlobung mit Lisa Tetzner statt.

1923 – 1924

Aufenthalte in USA und Österreich. Er hält an dortigen Volkshochschulen Vorträge, die Erwachsenenbildung ist im Aufschwung.

1924

Erster Aufenthalt von Mai bis Oktober im Tessiner Bergdorf Carona (gemeinsam mit Lisa Tetzner). Zunächst als Genesungszeit gedacht, reservieren sie für weitere Sommer eine kleine Wohnung. Die Freundin und Illustratorin Maria Braun (u.a. Diederichs Verlag) begleitet die beiden, sie lernt dort Karl Hofer kennen und wird später seine Schülerin.

23. Dezember 1924

Heirat mit Lisa Tetzner in Deutschland.

1925

Beschlagnahmung von Barrikaden an der Ruhr, der Verleger Fritz Schälike kommt ein Jahr wegen Hochverrates in sog. Festungshaft. Verschiedene Schriftsteller, darunter auch Thomas Mann, Hermann Hesse und Gerhart Hauptmann, verteidigen Kläbers Buch.

1925 – 1933

 

 

 

Standort des Paares ist nun Berlin, Kurt Kläber ist journalistisch und publizistisch vielfältig engagiert. Er veröffentlicht mehrere Erzählbände und Sammlungen.

Verschiedene kommunistische Plattformen werden mit seinem Zutun gegründet:
Proletarische Feuilleton-Korrespondenz, mit Johannes R.

  Becher)

–  Gründungsmitglied des Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS)

–  Gründungsmitglied im INFA (Institut pour l`Etude du Fascisme)

–  Redakteur der Zeitschrift: Die Linkskurve

–  Herausgeber der Buchreihe: Der rote 1-Mark-Roman

–  Lektor im Internationalen Arbeiter Verlag / KPD

 

1929

Reise mit einer BPRS-Delegation in die Sowjetunion.

 

März 1933

Reichstagsbrand in Berlin, der kommunistische Schriftsteller Kurt Kläber wird inhaftiert und erhält absolutes Schreibverbot. Seine Bücher fallen der
Bücherverbrennung zum Opfer.

Lisa Tetzner erreicht die Entlassung ihres Mannes aus der Haft. Gemeinsam mit ihrem Bruder organisiert sie Kläbers Flucht über Zittau in die angrenzende Tschechoslowakei. Treffpunkt wird Zürich, Lisa Tetzner reist nach. In Zürich treffen sie auf weitere Geflohene, darunter Bertolt Brecht, Anna Seghers, Lion Feuchtwanger u.a.
Carona / Tessin wird zum Wohnort, die Duldung in der Schweiz ist nicht einfach, halb- oder ganzjährige Anträge untermauern die Unsicherheit.

1933 – 1936

Bis 1935 ist Kläber der Kontaktmann der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller in der Schweiz. Veröffentlichungen in der Exilpresse teils nur unter Pseudonym oder anonym möglich. Reisen innerhalb Europas (v.a. Emigrationszentrum Paris).

 

 

1935 – 1936

Der Zusammenhalt aller EmigrantInnen ist neue Lebensbasis. Da Kläber seine legalen Publikationsmöglichkeiten verliert, ist Lisa Tetzners Gehalt die einzige finanzielle Konstante. Durch die unerwartete Erbschaft von Maria Klöpfer (Schauspielerin) kaufen sie sich Land zum Bewirtschaften am Dorfrand von Carona, der Ertrag sichert maßgeblich die Lebensmittel.

Angesichts der stalinistischen Schauprozesse: Distanzierung von der Kommunistischen Partei.

1938

Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft. Seine Parteimitgliedschaft wird nicht verlängert, sodass er seit 1938 faktisch nicht mehr Mitglied einer kommunistischen Partei ist.

 

1941

Unter dem Pseudonym Kurt Held erscheint das Jugendbuch Die rote Zora und ihre Bande.

1948

Offizielle Einbürgerung in die Schweiz, Eintritt u.a. in die Bau- und Schulkommission in Carona.

1950

Engagement für die Jugend: Kläber tritt als Herausgeber der Heftchenreihe Drachenbücher in Erscheinung, unterstützt Bildungsprogramme und akquiriert Patenschaften für die hauptsächlich Flüchtlingskinder aufnehmende École d`Humanité.

1954 – 55

Die Rechte zur Verfilmung der Roten Zora ermöglichen den Traum vom eigenen Haus, die Casa Pantrovà wird gebaut. Testamentarisch wird festgelegt, dass es über ihren Tod hinaus ein Haus für Kulturschaffende bleiben soll.

 

9. Dezember 1959

Nach langjähriger Herzschwäche und einseitiger Erblindung stirbt Kurt Kläber in der Klinik Sorengo / Ortsteil von Lugano.

Seine Urne wird auf dem Grundstück der Casa Pantrovà in eine Felsspalte eingelassen.

 

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