Lisa Tetzner

Die „Märchentante“

Märchenerzählerin – Sprecherzieherin – Schriftstellerin

So wirst Du noch lange als Kind unter Kindern leben und sie in eine ersehnte Phantasiewelt führen, in der sie ihre Freiheitssehnsüchte und Wunschträume ausleben und entfalten können, die wir ihnen der Konvention, Zivilisation, Ordnung und Bildung wegen – nennt’s wie Ihr wollt – beschneiden und unterbinden.

- Lisa Tetzner 1951

So wirst Du noch lange als Kind unter Kindern leben und sie in eine ersehnte Phantasiewelt führen, in der sie ihre Freiheitssehnsüchte und Wunschträume ausleben und entfalten können, die wir ihnen der Konvention, Zivilisation, Ordnung und Bildung wegen – nennt’s wie Ihr wollt – beschneiden und unterbinden.

- Lisa Tetzner 1951

Lebenslauf

10. November 1894

Therese Pauline Elise kommt als ältestes Kind des Arztes Dr. Arthur Tetzner und seiner Frau Frida, geb. Held, zur Welt. Arthur Tetzner und Familie Held sind hochangesehene Bürger in Zittau, Urgroßvater Held stammt aus der Schweiz (Kanton Uri).

Die Sommermonate verbringt Frida Tetzner mit ihren Kindern Lisa und Hanns-Leo im angrenzenden Jonsdorf im Zittauer Gebirge. Lisa und Hanns-Leo gehen vor Ort zur Dorfschule.

1903

 

 

 

 

1909

 

 

1910 – 1911

Die 9-Jährige erkrankt an Keuchhusten (Pertussis) mit einem langwierigen Krankheitsverlauf. Erste Aufenthalte zur Genesung im Süden: Tessin und Italien, eine Zeit lang geht sie in Lugano zur deutschen Schule.

 

Weitestgehende Genesung, der örtliche Schulbesuch in Zittau ist wieder möglich.

 

Höhere Töchterschule Dresden / Mädchenpensionat Ilsenhof.

1912 – 1913

Höhere Töchterschule Zittau / Pensionat Schillerstraße.

1913

Die 19-Jährige beginnt eine Ausbildung in der „Sozialen Frauenschule Berlin“ (Gründerin Alice Salomon).

Am Max-Reinhardt-Theater belegt sie Schauspielkurse und erlernt Sprach- und Sprechtechnik von Prof. Emil Milan. Besuch von Vorlesungen an der Berliner Universität.

1916 – 1917

 

1918

Erste Vortragsabende in Berlin und Großraum Zittau.

 

Die aufkommende Idee einer Vortragsreise durch Thüringen wird unterstützt von Eugen Diederichs (Diederichs Verlag / Jena). Lisa Tetzner wandert im Mai 1918 durch verschiedene Dörfer Thüringens, die „Märchenerzählerin“ ist geboren.

1918 erscheint ihr erstes gedrucktes Buch Vom Märchenerzählen im Volke, basierend auf ihren Briefen und Berichten an Eugen Diederichs.

1919

Das Kultusministerium Thüringen ehrt Lisa Tetzner mit einem Geldpreis. Sie wird von den Eltern finanziell unabhängig.
Weitere Einladungen zum Erzählen folgen, im Juli 1919 wandert sie durch Schwaben.

September 1919: im Hause Diederichs trifft sie den jungen Schriftsteller Kurt Kläber, der mit einem „fahrenden Buchladen“ durch Thüringen reist.

In der Wanderzeit ebenfalls Kontakte und Begegnungen mit der Neuen Schar um Friedrich (Muck) Lamberty.

1920

 

 

1921

Erneute Krankheitszeit. Die Spätkomplikation des Keuchhustens löst eine Knochenmarktuberkulose aus, ihr rechtes Knie versteift.

 

Nach der Genesung Vortragsreisen im Ruhrgebiet, im September 1921 Verlobung mit Kurt Kläber.

1922 – 1923

Erneute Bettlägerigkeit durch die Krankheitsvorgeschichte, es entzünden sich die Hüftgelenke (Osteomyelitis), mit bleibender Versteifung der linken Seite. Sie schreibt in dieser Zeit ihre Erfahrungen als Märchenerzählerin nieder, arbeitet an den Märchensammlungen aus aller Welt, übersetzt Bücher aus dem Englischen, erste Geschichtenbücher für Kleinkinder entstehen.

1924

 

Zweite Genesungszeit im Tessin, von Mai bis Oktober im Bergdorf Carona. Diesmal in Begleitung von Kurt Kläber und Maria Braun (Malerin & Illustratorin / Diederichs Verlag, Schülerin von Karl Hofer).

Durch die Vermittlung der Schweizer Schriftstellerin Maria Waser entsteht Kontakt zu Lisa Wenger und Hermann Hesse.

23. Dezember 1924

Heirat mit Kurt Kläber in Deutschland.

1925 – 1933

Das Paar lebt vorwiegend in Berlin, die Sommermonate verbringen sie teilweise in Carona.

Lisa Tetzners erste Jugendbücher entstehen, sie wird Mitarbeiterin der Kinderstunde am Berliner Rundfunk. Mittels einer festen Kindergruppe gestaltet sie am Radio Hörspiele und Serien, weitere Theaterstücke werden u.a. im Theater am Schiffbauerdamm / Berlin aufgeführt.

März 1933

Reichstagsbrand in Berlin, der kommunistische Schriftsteller Kurt Kläber wird inhaftiert und erhält absolutes Schreibverbot. Seine Bücher fallen der Bücherverbrennung zum Opfer, wie auch Hans Urian von Lisa Tetzner. Sie fliehen aus Deutschland in die Schweiz nach Carona / Tessin. Ebenso Bertolt Brecht, er bleibt bis zum Juni 1933 bei ihnen.

Lisa Tetzner erhält in der Schweiz eine eingeschränkte Arbeitserlaubnis. Die Duldung in der Schweiz muss halb- bzw. jährlich neu beantragt werden. Lisa Tetzners Schulzeit in Lugano, wie auch ihre Vorfahren aus dem Kanton Uri, scheinen Vorteile zu bringen. Des Weiteren verweisen beide immer wieder auf ihren gesundheitlichen Zustand, der Reisen verunmöglicht.

1936

Die Emigrantin Maria Klöpfer (Schauspielerin) stirbt unerwartet und vermacht mehreren Freunden etwas Geld. Lisa und Kurt kaufen ein Stück Land zum Bewirtschaften am Dorfrand von Carona und beschließen somit in der Schweiz zu bleiben. Der Ertrag dieses Landes trägt zum Überleben bei.

1937

Lisa Tetzner wird als Dozentin für Sprechtechniken an das Lehrerseminar Basel gerufen, bis 1955 wird sie dort in den Wintersemestern unterrichten. Für diese Zeiten mieten sie eine kleine Wohnung oder Zimmer in Basel.

1938

Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft.

1940

 

 

Unter ihrem Namen erscheint das gemeinsam mit Kurt Kläber verfasste Jugendbuch Die Schwarzen Brüder.

 

1945

Kriegsende in Deutschland. Lisa Tetzners Eltern wollen nicht zu ihnen in die Schweiz nachkommen, sie bleiben in Zittau. Ihr Bruder kehrt aus französischer Gefangenschaft zurück, versucht im westlichen Teil Deutschlands unterzukommen, seine Frau will Zittau verlassen und ihm nachreisen. Lisa Tetzner holt ihre jüngste Nichte für 6 Monate nach Basel.

1948

Offizielle Einbürgerung in die Schweiz.

1951

Teilnahme am Kongress des Internationalen Kinder- und Jugendbuchs, Mitbegründerin von IBBY (Internationales Kuratorium für das Jugendbuch)

1954 – 55

Finanzielle Mittel ermöglichen den Traum vom eigenen Haus umzusetzen, Casa Pantrovà wird auf dem Grundstück in Carona erbaut. Testamentarisch wird festgelegt, dass es ein Haus für Kulturschaffende über ihren Tod hinaus bleiben soll. 

9. Dezember 1959

Kurt Kläber stirbt in einem Luganer Krankenhaus.

1961

Veröffentlichung des anekdotenhaften Erinnerungsbuches Das war Kurt Held – 40 Jahre Leben mit ihm.

2. Juli 1963

 

Lisa Tetzner stirbt an den Folgen mehrerer Schlaganfälle in einem Luganer Krankenhaus. Die Urne wird auf ihrem privaten Grundstück in einen Fels eingelassen und eine Gedenktafel angebracht.

1966

Ihr Bruder Hanns-Leo Tetzner stellt das Lebensbild Das Märchen und Lisa Tetzner als Pendant zu ihrem Buch Das war Kurt Held im Sauerländer Verlag zusammen.

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